BRUNA Vortrag über den Einfluss der „Zweiten Wiener Schule“ auf die Musik von 1920 bis 1940 in Brünn
Schoenberg hinterließ Spuren
In der dritten Veranstaltung der Reihe „Gespräche im Museum“ begrüßte die Bruna die Brünner Musikwissenschaftlerin Katerina Hnátová. Sie gab einen Überblick über die einstige Entwicklung der Opernensembles in den Theatern Brünns und über die Komponisten Arnold Schoenberg und Leo Janácek.
Schwäbisch Gmünd Das einstige „Deutsche Haus“ war ein Ort in Brünn, an dem sich die deutschsprachige Kultur in einem würdigen Rahmen konzentrierte, um damit auch den nichtdeutschen Interessenten zugänglich zu werden. Der Komponist Arnold Schoenberg gilt als Gründer der „Zweiten Wiener Schule“ . Zu seinen Schülern gehören Alban Berg und Anton von Webern. Hnátova zeigt die spezifischen Prinzipien der Komposition und Kompositionslehre von Schönberg und Leo Janácek. Beide hatten derart eigentümliche Vorstellungen vom Komponieren, dass beide noch vor dem Krieg eigene Harmonielehre schrieben und in dieser Form ihre Vorstellung von der harmonischen Struktur der Kompositionen präsentierten.
Schoenberg wandte sich um 1907 von der Tonalität ab und führt ein völlig neues Prinzip der Atonalität ein.
Diese Umwälzung in der Musikgeschichte findet Parallelen in der damaligen Malerei. Die figurale wurde durch die abstrakte Malerei abgelöst. Bahnbrecher in der Malerei war Wassilij Kandinskij; er kannte Schoenberg sehr gut, zusammen haben sie oft die ähnlichen schöpferischen Prinzipien diskutiert. Beide Künstler reagierten mit ihren Innovationen auf die tiefe Krise, in der sich die europäische Kunst vor dem Ersten Weltkrieg befand.
Schoenberg befasste sich auch mit der Malerei. Er malte vornehmlich in den Jahren 1906 bis 1912, anerkennend sprachen damals von seinen Bildern die Künstler und Theoretiker aus der Gruppe um die spätere Sammelschrift „Der blaue Reiter“. Schoenberg nahm persönlich im März 1925 in Brünn an zwei Konzerten aus seinen Werken teil. Zu diesen war die damalige Musikelite von Brünn versammelt, und Schoenbergs progressive Werke hinterließen großen Eindruck. Insbesondere die jungen Brünner Komponisten waren begeistert. Zwei davon, Václav Kaprál und Vilém Petrželka komponierten später in dieser neuen Art.
Großer Verdienst kommt der szenischen Aufführung der Oper „Wozzeck“ des Schoenberg-Schülers Alban Berg zu, die 1932 in Brünn einstudiert wurde. Brünn zeigte sich in der Zwischenkriegszeit als wahre Stadt der Musikmoderne. Und weil Wien am nächsten zu Brünn lag, ist es nur natürlich, dass die „Zweite Wiener Schule“ diesen bedeutenden Impuls vermittelte, der die jungen Brünner Musikkomponisten beeinflusste.
Die Referentin, MA Katerina Hnátová, geb. 1972 in Reichenberg, studierte Musikwissenschaft an der Masaryk-Universität in Brünn. Sie leitet den Musikverlag Editio Janácek, der eine kritische Gesamtausgabe des Werkes von Leo Janácek vorbereitet. Sie arbeitet an ihrer Dissertation. Für ihren Vortrag und eine reichhaltige Bilderschau aus dem alten Brünn erhielt sie viel Beifall und es ergab sich eine angeregte Diskussion.
Gmünder Tagespost 11.12.2007 |
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Projektleitung Hanna Zakhari, Fotos Werner Dürrwang